Wer liest denn heute noch Anzeigen?
Die Suche nach passenden Mitarbeitern über klassische Anzeigen ist in den letzten Jahren in ähnlicher Härte von der digitalen Transformation getroffen worden wie viele andere Bereiche auch. Der Niedergang der Zeitungsbranche in Deutschland, getrieben durch ein stark verändertes Nutzerverhalten, hat auch der guten alten Stellenanzeige in überregionalen Zeitungen schwer zugesetzt.
Heutzutage sucht man zumeist nur noch gewerbliche Stellen und Auszubildende über eine Anzeige in der lokalen Presse. Für strategisch bedeutende Stellen wird dagegen in aller Regel auf eine Online-Jobbörse wie Monster oder Stepstone zurückgegriffen.
Dabei ist Stepstone unangefochten der Platzhirsch wenn es um Online-Stellenanzeigen geht. Einige Fakten:
- Stepstone hatte alleine im Februar mehr als 17 Millionen Besucher auf seiner Seite
- Die dazugehörige App ist auf mehr als 2 Millionen Handys installiert
- In 12 Monaten wurden mehr als 13 Millionen Bewerbungen registriert, und dabei sind nur Bewerbungen gezählt, welche direkt über die Stepstone-Homepage erfolgten
- Die Anzahl der Bewerbungen pro Anzeige liegt um ein vielfaches über den Werten vergleichbarer Portale
Und dennoch muss an dieser Stelle auch etwas Wasser in den Wein geschüttet werden. Über solche Online-Stellenanzeigen erreichen sie nur einen sehr begrenzten Teil des Arbeitsmarktes, nämlich lediglich den, der aktiv auf der Suche nach einer neuen Herausforderung ist. Diese Gruppe macht aber (je nach Studie) nur ca. 20% der potentiellen Arbeitskräfte aus, d.h. 80% ihres tatsächlichen Marktes erreichen sie trotz der beeindruckenden Zahlen der entsprechenden Portale nicht. Dies kann in bestimmten Fällen durchaus ausreichend sein. In vielen Fällen wird aber auch diese Form der Personalsuche nicht den besten und gewünschten Kandidaten zu Tage fördern – dies erreicht man nur über eine eingehende und tiefe Marktbearbeitung, wie sie von Personalberatungen angeboten wird.
Unsere eigene Erfahrung zeigt ferner, dass die Qualität der eingehenden Bewerbungen leider nicht immer den Anforderungen an die entsprechende Vakanz genügt. Natürlich hängt dies auch mit der Stelle an sich zusammen. Es ist festzustellen, dass manche Stellenprofile intensiver besucht werden und auch zu einem deutlich höher qualifizierten Bewerberrücklauf führen. Dies auszuwerten, zu analysieren und entsprechend zu reagieren ist eine zwingende Voraussetzung, wenn man sicher gehen will, dass die Investition in eine Online-Stellenanzeige auch den entsprechenden ROI erbringt. Eine Stellenanzeige nach dem Prinzip „Post and Pray“ ist nicht ausreichend, um sicherzustellen, dass eine Vakanz mit dem richtigen Kandidaten besetzt wird. Und man darf auch nicht vergessen, wer online nach einer neuen Stelle sucht, der wird sich auch online über das entsprechende Unternehmen informieren Und hier warten dann häufig nochmals (negative) Überraschungen auf die Bewerber. Da hat sich ein Unternehmen in der Stellenanzeige zwar als „innovativ und modern“ dargestellt, aber die Internetpräsenz wird nicht gepflegt ist, in den sozialen Netzwerken gibt es kein Firmenprofil usw. Das entsprechende Stichwort hier heißt „Employer Branding“, aber dies soll an einem anderen Tag in diesem Blog näher betrachtet werden.