„Man“ kann es nicht mehr hören!
In Interviews mit Fachkräften, aber auch Führungskräften, lerne ich oftmals „man“ kennen. „Man“ ist ein besonderes Wesen, denn es ist mal „ich“, mal „wir“ und mal „jemand anderes“.
Für mich als Personalberater ist es wichtig zu sehen, welchen Anteil an einer Veränderung hatte die Person, die vor mir sitzt. Denn das signalisiert die Einordnung des Kandidaten in das Unternehmen, die Qualifikation, Kreativität, Eigeninitiative und die Entscheidungskompetenz. Konnte sie sich in einen Prozess durch Vorschläge einbringen, konnte sie mitentscheiden, war sie der Entscheider oder hat sie den Prozess sogar initiiert und schließlich für die Umsetzung gesorgt? Das alles ist wichtig, um ein umfassendes Bild der Persönlichkeit zu bekommen und zu bewerten, ob die in Rede stehende Stelle das Richtige für den Kandidaten und natürlich für meinen Mandanten ist. Ein „man hat dann in die Maschine investiert und in Betrieb genommen“, oder „man hat Preisgrenzen eingeführt“ enthält keine Information darüber, welchen Anteil der Kandidat daran hatte. Es erweckt eher den Eindruck der Passivität und des „über sich ergehen lassen“. Bei mir stellt sich dann immer die Frage welche Verantwortung die Person für die eigenen Entscheidungen übernimmt und wie konsequent und glaubhaft die Person Entscheidungen des Unternehmens in die Organisation hinein vertritt. Auf meine Nachfrage wer denn „man“ sei, folgt dann oft ein kurzes Schweigen, gefolgt von einer Erläuterung. Doch kurze Zeit später spricht „man“ genauso weiter.
Nach meiner Erfahrung stechen die Personen heraus, die klar darlegen was sie selbst verantwortet haben (ich), was sie mitentschieden und mitgetragen haben (wir) und was außerhalb des Einflussbereichs entschieden wurde (derjenige). Das betrifft Erfolge und Fehler gleichermaßen. Es geht hier aber nicht nur um Wortspiele und Spitzfindigkeiten. Die Sprache ist der Ausdruck der inneren Sichtweise. Wenn ich mich sprachlich von etwas distanziere, dann distanziere ich mich innerlich auch davon. Als Führungskraft ist das problematisch, denn die Vorgesetzten und Mitarbeiter merken sehr schnell wofür die Führungskraft die Verantwortung übernimmt und wofür nicht. Das hat wiederum entscheidenden Einfluss auf die Wirksamkeit in der täglichen Arbeit.
Je weniger Sie das Wort „man“ verwenden, desto klarer und verbindlicher werden Sie in Ihren Aussagen und auch in Ihren Handlungen. Probieren Sie es aus!