Der „sichere“ Arbeitsplatz
Ein sehr „deutsches“ Thema im Kandidateninterview ist die Sicherheit des aktuellen Arbeitsplatzes, die im Falle eines Wechsels aufgegeben würde. Hierüber ist man schnell im Gespräch, da die aktuelle Situation eines Bewerbers ja direkt zur Thematik führt, warum man sich trifft und welche möglichen Wechselgründe denn einen Menschen veranlassen, für die Ansprache zu einer beruflichen Veränderung offen zu sein. Auch jeder mögliche neue Arbeitgeber interessiert sich für die Wechselmotivation. Man trifft immer wieder im Gespräch auf die gleichen Wechselmotivatoren, die es neben der beruflichen Weiterentwicklung an sich und einem sinnvollen nächsten Karriereschritt als treibenden Faktor gibt:
- Unsichere Lage des Unternehmens
- Ständige Wechsel in der Führung eines Unternehmens
- Keine Strategie erkennbar
- Ständige Umorganisationen
- Generell schlechtes Betriebsklima
- Ständige Reibereien mit dem Vorgesetzten
- Übernahmen und Unternehmensverlagerungen
Die Liste ließe sich beliebig weiter fortsetzen. Menschen lernen auch eine wenig motivierenden Arbeitsumgebung zu ertragen. Die Bereitschaft hierzu steigt oft, wenn man nicht mobil ist, finanzielle Verpflichtungen hat und auch das private Umfeld vom Wechsel abrät. Im persönlichen Gespräch berichten mir Kandidaten immer wieder, dass sie gerne den Austausch wahrnehmen, um Vor- und Nachteile eines Wechsels abzuwägen. Dabei ist gar nicht selten die folgende Denkweise anzutreffen:
Man bekommt zwar täglich Demotivation und Druck, aber man weiß wenigstens von wem und in welchem Härtegrad – insofern ist es ja berechenbar und birgt keine Unbekannten und damit auch keine Ängste. Etwas ganz Neues birgt ja viele Fragezeichen – aber es könnte ja auch alles positiv kommen – man muss nur den Sprung wagen. Letztendlich reduziert die Zusammenarbeit mit dem Personalberater und das stufenweise Vorgehen im Prozess ein Wechselrisiko ganz erheblich, da man in der Tiefe viele Dinge im Vorfeld gemeinsam abklärt. Den „Sprung“ in die Veränderung muss man aber letztendlich tun – die Chance zum Besseren ist groß.
Aber ein selbst erlebter Fall in jüngerer Vergangenheit zeigt, wie sich Menschen auch manchmal in ihr Schicksal ergeben, was schade ist: „Ich bin zwar die Woche über von meiner Familie getrennt, aber ich will jetzt kein Risiko mehr eingehen – ich muss ja nur noch 15 Jahre arbeiten …“