Lieber zwei Mal drauf geschaut
Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Wir alle machen Fehler, jeden Tag. Mal sind es größere Fehler, die einem noch eine ganz Zeit nachhängen und mal sind es kleinere Fehler, die am Abend schon wieder vergessen (und vergeben) sind. Das ist menschlich und macht gelegentlich auch das Salz in der Suppe, der Zusammenarbeit zwischen Menschen aus. Und dennoch gibt es Bereiche, in denen Fehler schwerer ins Gewicht fallen. Es gibt Bereiche, in denen ein zweiter Blick, eine erneute oder eine kritische Prüfung ratsam sind. Wir alle kennen den Spruch des „eine Nacht drüber Schlafens“, wir alle wissen um die Notwendigkeit von etwas zeitlichem Abstand bei schwierigen Entscheidungen und man sollte auch annehmen, dass wir alle ein Gespür dafür haben, wie wichtig der erste Eindruck bei einer Bewerbung ist.
Und dennoch häufen sich unsere Erfahrungen mit fehlerhaften Bewerbungen. Wir sprechen hier nicht von kleineren Rechtschreibfehlern, sondern von ganz gravierenden Fehlern, die direkt ein schlechteres Licht auf den Bewerber oder die Bewerberin werfen. Da wird aus Herrn Schmitt mal eben Frau Müller gemacht und die Bewerbung, die an die Rabe Pietzcker Strunck Collegen GmbH gehen sollte, ist an die Personalberatung xyz gerichtet. Das Ganze wird dann noch gekrönt, über den Softskill „Gewissenhaftigkeit“, den der Bewerber sich dann in seinem Lebenslauf zuschreibt.
Personalberatungen besetzen in aller Regel Positionen, die mit einem hohen Maß an Verantwortung einher gehen. Eine gewissenhafte und strukturierte Arbeitsweise, ist bei den meisten, von uns zu besetzenden Positionen, eine zwingende Voraussetzung. Wie ernst kann ich in diesem Fall einen Kandidaten nehmen, der es nicht schafft mich mit meinem richtigen Namen anzusprechen oder die Bewerbung an die korrekte Firma zu adressieren? Ich bin sicher, dass jeder Kandidat den Wunsch und den Anspruch hat, dass wir uns in aller Ernsthaftigkeit mit ihm und seinen Fähigkeiten auseinandersetzen. Der Kandidat will als Person gesehen und ernst genommen werden und ich bin mir sicher, sein Eindruck wäre nicht besonders positiv, wenn wir ihn im ersten Kontakt mit dem falschen Namen ansprechen oder seinen Lebenslauf nicht so akribisch geprüft haben, dass wir seine letzte berufliche Station kennen.
Natürlich ist ein solcher Fehler nicht automatisch ein KO Kriterium, aber dieser Kandidat wird es direkt schwerer haben, mich im laufenden Prozess von seinen Fähigkeiten zu überzeugen. Wir versuchen uns frei von diesen Erfahrungen zu machen und den Kandidaten ganz neutral zu bewerten, aber unterbewusst werden wir diese erste Erfahrung immer in unsere Beurteilung einfließen lassen.
Aus diesem Grund erlaube ich mir allen Kandidaten einen gut gemeinten Rat zu geben - prüfen Sie ihre Bewerbungsunterlagen, bevor Sie diese versenden. Vergeben Sie nicht eine tolle Gelegenheit auf eine spannende neue Herausforderung, weil sie mal eben noch eine Bewerbung versenden wollen. Die Frage einer beruflichen Neuorientierung ist aus meiner Sicht und Erfahrung, eine ganz elementare Entscheidung und daher empfiehlt es sich in diesem Fall, das notwendige Maß an Gewissenhaftigkeit an den Tag zu legen.